Symbiose aus Navajas und Capuchadou
Zu verdanken ist diese Neugeburt als Symbiose zweier bestehender Messerarten, die ihrerseits tief in den jeweiligen kulturellen Wurzeln verankert waren und auch noch sind, Jean-Pierre Calmels.
Dieser äußerst erfinderische Schmied aus Laguiole, einem heute rund 1.200 Seelen großen Dorf im Département Aveyron, Midi- Pyrénées, im Süden Frankreichs, nämlich setzte sich zum Ziel, ein klappbares Messer zu erfinden, dass quasi als Melange zwischen Navajas und Capuchadou im Sinne einer neuen Ära von “customized” Allzweckmessern neue funktionale wie auch ästhetische Maßstäbe setzen sollte.
Jean-Pierre Calmels gelang es Ende der 1820er Jahre, erste Laguiole Messer mit einrastender Klinge anzufertigen. Das Besondere ist zudem, dass diese Klinge auch aufgeklappt nicht fixiert werden musste, um stabil zu bleiben.
Das Laguiole eroberte Frankreich
In Kombination mit den formschönen und einzigartig verzierten Griffen aus Horn, Holz oder auch Elfenbein, Metall und Stein, eroberte das Laguiole fortan Frankreich und mit der französischen Migration, dann den Rest der Welt – mit nur einer Klinge aus Damaststahl, Sandvik- Stahl (12C27) oder Kohlenstoffstahl, satiniert oder poliert und auch mit zusätzlichen “Features” wie Dorne oder Korkenzieherspiralen und mit verstärkten Heftbacken für noch mehr Stabilität.
In den nächsten Jahrzehnten und von dieser Erfolgsgeschichte inspiriert, gehen immer mehr Schmiede dazu über, Laguiole anstelle von Capuchadou zu fertigen. Auch die „capitale de la coutellerie”, das etwas nördlich von Laguiole gelegene Thiers, widmet sich nun vermehrt der Herstellung dieser kunstvollen Klappmesser. Von dieser Tradition zeugt beispielsweise auch das 1982 eröffnete Musée de la coutellerie.